In einem am 11. März veröffentlichten Interview mit The Guardian sagte Guillaume Faury, CEO von Airbus, Europas größtem Rüstungs- und Luftfahrtunternehmen, die Rüstungsindustrie des Kontinents befinde sich in einem „entscheidenden Moment“, da der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine nun schon in sein drittes Jahr gehe.
Die europäischen Länder seien in puncto Sicherheit und Ausrüstung zu abhängig von den USA geworden und in wichtigen Verteidigungsbereichen „unterversorgt“, sagte Faury und forderte die Europäische Union (EU) und Großbritannien auf, ihre Kräfte zu bündeln und konkurrierende Kampfjetprogramme zusammenzulegen.
Airbus-Chef Guillaume Faury warnt: Europa sei in puncto Sicherheit und Ausrüstung zu abhängig von den USA
Faurys Warnung erfolgt inmitten einer Reihe von Drohgebärden russischer Politiker. Der russische Präsident Wladimir Putin warnte die Nato-Staaten kürzlich vor der Gefahr eines Atomkriegs, sollte der Westen Truppen in die Ukraine schicken. Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte die Verbündeten zuvor aufgefordert, diese Möglichkeit nicht auszuschließen.
„Ich glaube nicht, dass Europa wirklich ausreichend auf einen Konflikt zwischen Europa und Russland vorbereitet ist. Es geht nur darum, den Konflikt zu benennen. Und es scheint, als würde Russland seine Verteidigungskapazitäten ausbauen“, so Faury.
„Der Zweite Weltkrieg liegt nun fast 80 Jahre zurück. Damals existierte ein anderes System, das in erster Linie darauf ausgelegt war, andere von Angriffen abzuhalten, statt wirklich auf einen Konflikt vorzubereiten. Wenn wir für den Einsatz und die Konflikte, die auf verschiedenen Ebenen auftreten können, bereit sein wollen, müssen wir unsere Bemühungen beschleunigen“, sagte der Airbus-Chef.
Herr Faury, ein ehemaliger Testpilot für Militärhubschrauber , der 2019 CEO von Airbus wurde, sagte, die Warnungen des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump vor einem Austritt aus der NATO sollten Europa sowohl hinsichtlich seiner Sicherheit als auch hinsichtlich der Einsatzbereitschaft seines Arsenals wachrütteln. Herr Trump hat Europa wiederholt aufgefordert, mehr für die Verteidigung auszugeben, und sagte kürzlich, er würde Russland ermutigen, NATO-Mitglieder anzugreifen, die er für „unfinanzierbar“ halte.
In den letzten Jahrzehnten ist Europa zunehmend von amerikanischer Ausrüstung abhängig geworden, was zur Erosion seiner eigenen industriellen Basis beiträgt. Der Tarnkappenjäger F-35 von Lockheed Martin wird unter anderem in Großbritannien, Deutschland, Belgien, Italien und den Niederlanden eingesetzt. Boeing beliefert Großbritannien mit Apache- und Chinook-Hubschraubern, schweren Transportflugzeugen vom Typ C-17 sowie Überwachungsflugzeugen vom Typ P-8 und E-7 – allesamt US-amerikanischer Hersteller.
Faury betonte, dass bei der Entwicklung des europäischen Kampfflugzeugs der sechsten Generation die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholt werden sollten. Damals wurden die Ressourcen auf drei konkurrierende Flugzeugmodelle aufgeteilt: den multinationalen Eurofighter, den schwedischen Gripen und die französische Rafale. Er erklärte, dass die europäischen Bestellungen für die F-35 die für Eurofighter und Rafale zusammengenommen übertroffen hätten.
Großbritannien, Japan und Italien arbeiten gemeinsam am Bau eines neuen Kampfjets namens Tempest. Beteiligt sind der Panzer- und Düsenhersteller BAE Systems, der Triebwerkshersteller Rolls-Royce, der Hubschrauber- und Systemhersteller Leonardo sowie der Raketenhersteller MBDA. Frankreich, Deutschland und Spanien entwickeln derweil gemeinsam mit Airbus und Dassault (dem Hersteller der Rafale) das Future Combat Air System (FCAS).
„Es ist klar, dass wir als ganz Europa einen Weg finden müssen, unsere Anstrengungen zu bündeln, um über überlegene Fähigkeiten im Bereich der Waffensysteme zu verfügen. Ist es angesichts der Unsicherheit an Europas Grenzen vernünftig, dass wir in den Bereichen Sicherheit und Verteidigung nicht zusammenarbeiten? Nein, ich denke, es gibt keine andere Möglichkeit“, sagte Faury.
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