NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg bezeichnete den neuen Verteidigungsplan gegen Russland als „den umfassendsten Verteidigungsplan seit dem Ende des Kalten Krieges“.
Das 4.400 Seiten umfassende Dokument beschreibt detailliert den Schutz wichtiger Standorte im Falle eines „Notfalls“ und nennt einen möglichen russischen Angriff als eine der größten Bedrohungen, berichtete RT am Abend des 13. Juli und berief sich dabei auf Informationen der deutschen Zeitung Bild .
Zwei „Hauptbedrohungen“
In dem Dokument werden zwei „Hauptbedrohungen – Russland und der Terrorismus“ erwähnt, und Russland wird laut Bild beschuldigt, „die größte und direkteste Bedrohung für die Sicherheit seiner Verbündeten sowie für Frieden und Stabilität in der euro-atlantischen Region“ zu sein.
Bundeskanzler Olaf Scholz forderte laut Bild außerdem sein Land und andere NATO-Mitglieder dazu auf, sich „gegen Bedrohungen unseres Territoriums zu wappnen“. Der neue Plan listet auch die militärischen Fähigkeiten auf, die die Mitglieder des Blocks nachweisen müssen, darunter das neue Mitglied Finnland und der Beitrittskandidat Schweden.
Gepanzerte Fahrzeuge der italienischen Armee nehmen am 5. Juli an einer NATO-Übung auf dem Militärstützpunkt Novo Selo (Bulgarien) teil.
Das Dokument besagt Berichten zufolge auch, dass ein „gewalttätiges“ und „revisionistisches“ Russland in der Lage sei, Nato-Gebiet anzugreifen. „Wir sind uns bewusst, dass wir tatsächlich in eine Situation geraten könnten, in der Artikel 5 erneut ausgelöst wird und ein Teil des Nato-Gebiets direkt angegriffen wird“, sagte ein Nato-Vertreter der deutschen Nachrichtenagentur dpa.
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Artikel 5 des NATO-Vertrags besagt, dass „ein Angriff auf ein oder mehrere Mitglieder als Angriff auf alle Mitglieder gilt“. Artikel 5 wurde bisher nur einmal als Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA angewandt.
Stärkung der Kräfte
Um der „russischen Bedrohung“ entgegenzuwirken, plant die Nato, ihre Nato-Reaktionstruppe (NRF) massiv von derzeit 40.000 auf über 300.000 Soldaten aufzustocken. Dazu gehören Land-, See- und Lufteinheiten sowie schnell einsetzbare Spezialkräfte.
Die Nato plant zudem, die Waffenproduktion und -bevorratung deutlich zu steigern. Die neue Strategie beinhaltet einen „neuen Aktionsplan zur Verteidigungsproduktion, um die gemeinsame Beschaffung zu beschleunigen, die Produktionskapazität zu erhöhen und die Interoperabilität zwischen den Verbündeten zu verbessern“, heißt es in der Nato-Erklärung.
Bild zufolge wird die NATO außerdem versuchen, „schwere Streitkräfte“ mit Panzern aufzubauen und gleichzeitig mehr Artillerie- und Raketensysteme mit großer Reichweite sowie Luftabwehrsysteme einzusetzen.
Polnische F-16-Kampfjets nehmen am 4. Juli an NATO-Übungen teil.
Die Nato plant zudem, ihre sogenannten „Abschreckungsfähigkeiten“ durch die Entsendung zusätzlicher Truppen ins Baltikum und nach Osteuropa zu stärken. Kampfgruppen von bis zu 1.000 Soldaten sollen die nationalen Armeen der baltischen Staaten und Polens unterstützen, berichtete die Bild- Zeitung unter Berufung auf das neue Dokument.
Großbritannien wird für Estland zuständig sein, Kanada für Lettland, Deutschland für Litauen und die USA für Polen. Berlin plant laut Bild außerdem die Stationierung einer 4.000 Mann starken Brigade in Litauen.
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Deutschland soll im Falle eines größeren Konflikts auch als Logistikzentrum der NATO dienen. Die NATO erwägt zudem die Einrichtung eines zweiten Landkommandos zusätzlich zum bestehenden Stützpunkt im türkischen Izmir. Wiesbaden wird laut Bild als möglicher Standort in Betracht gezogen, da sich dort bereits ein großer US-Militärstützpunkt befindet.
Russlands Reaktion
Unterdessen zitierte die Nachrichtenagentur TASS heute, am 14. Juli, den stellvertretenden russischen Außenminister Alexander Gruschko mit der Aussage, die Analyse der Ergebnisse des jüngsten NATO-Gipfels habe zu dem Schluss geführt, dass Russland die Ziele der besonderen Militärkampagne in der Ukraine vollenden, seine Streitkräfte stärken und die Beziehungen zu seinen Verbündeten ausbauen müsse.
Auf einer Pressekonferenz nach dem NATO-Gipfel, der vom 11. bis 12. Juli in der litauischen Hauptstadt Vilnius stattfand, sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, die Verbündeten hätten bekräftigt, dass die Ukraine Mitglied werden werde.
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Gruschko sagte, der Beitritt der Ukraine zur NATO hätte katastrophale Folgen für das Bündnis und seine Mitglieder seien sich dessen voll bewusst. Moskau argumentierte laut RT, die Verhinderung des NATO-Beitritts der Ukraine sei einer der Hauptgründe für den Beginn einer Militäroperation im Nachbarland am 24. Februar 2022 gewesen.
Vize-Außenminister Gruschko betonte zudem, dass Russland über ein breites Waffenarsenal verfüge, um die Sicherheit des Landes zu gewährleisten. Russland hat wiederholt erklärt, dass es den Truppenaufmarsch der NATO an seinen Grenzen und ihre Osterweiterung als Bedrohung seiner nationalen Sicherheit betrachtet.
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