Das Tauchboot Titan, das bei dem Explosionsunglück zum Einsatz kam, bei dem fünf Passagiere ums Leben kamen, bestand aus ultraleichten Materialien und verfügte über zahlreiche Merkmale, die bei ähnlichen Tauchbooten nicht zu finden sind.
Der Mannschaftsraum der Deepsea Challenger (links) und Titan (rechts). Foto: Popular Mechanics
Das Tauchboot Titan besteht aus einem ungewöhnlichen Material, das es ihm ermöglicht, zu Orten wie dem Wrack der Titanic hinabzutauchen, das 3.810 Meter unter dem Atlantik liegt. Während Tauchboote wie die Alvin der US Navy (die auch die Titanic erforschte) einen Titanrumpf haben, besteht das Tauchboot OceanGate aus Kohlefaser mit einem Titandeckel. Das Unternehmen bewirbt die Titan als das weltweit einzige Tauchboot aus Kohlefaser, das fünf Personen bis zu einer Tiefe von 4.000 Metern befördern kann.
Wie bei Flugzeugen und Raumfahrzeugen wird Titan auch bei U-Booten verwendet, da es extrem leicht und stabil ist, aber auch extrem teuer und schwierig zu verarbeiten ist. Deshalb baut die US-Marine ihre Atom-U-Boote immer noch aus Stahl, obwohl die neuen Angriffs-U-Boote der Virginia-Klasse schätzungsweise eine maximale Tauchtiefe von etwa 450 Metern erreichen.
Die Deepsea Challenger, das berühmte Tauchboot, das den Regisseur und Unterwasserforscher James Cameron zum tiefsten Punkt der Welt, dem Challenger Deep, in fast elf Kilometern Tiefe brachte, besteht hauptsächlich aus einem speziellen Schaumglas. Der Mannschaftsraum besteht aus einer an einer Stütze befestigten Stahlkugel. Laut der Woods Hole Oceanographic Institution, die die Deepsea Challenger betreibt, bestehen etwa 70 Prozent des Fahrzeugvolumens aus diesem Schaum. Der Schaumglas enthält in Epoxidharz eingebettete Glaskugeln, die sowohl für Auftrieb als auch für strukturelle Stabilität sorgen.
Die Kohlefaserkonstruktion der Titan macht sie leichter. Die Deepsea Challenger wiegt etwa 12 Tonnen und befördert eine Person. Die Alvin wiegt mit einem Piloten und zwei Passagieren etwa 17 Tonnen. Die Titan wiegt mit einem Piloten und vier Passagieren nur 10 Tonnen.
Es bestehen Zweifel, ob Kohlefaser für Ultratieftauchgänge geeignet ist oder ob das Material für solch große Tiefen ausreichend getestet wurde. Am Standort der Titanic beispielsweise herrschte ein Druck von bis zu 4.200 Tonnen pro Quadratmeter. Kohlefaser ist zwar günstiger als Titan oder Stahl und extrem stabil, wurde aber für Tieftauchschiffe wie die Titan kaum getestet.
Im Gegensatz zum kugelförmigen Design der Deepsea Challenger, das den Druck gleichmäßig verteilt, bedeutet die zylindrische Form der Titan, dass einige Bereiche einem höheren Druck ausgesetzt sind als andere. In Tiefen von mehr als 3,6 Kilometern unter der Oberfläche würde selbst ein kleiner Riss im Rumpf eine sofortige Dekompression auslösen.
Es gab bereits zuvor Berichte über Sicherheitsbedenken bezüglich der Titan. David Lochridge, ehemaliger Direktor für Marineoperationen bei OceanGate, warnte das Unternehmen 2018, dass die Außenfenster des Schiffes nur für Tiefen von 1.300 Metern zugelassen seien. Lochridge wurde später entlassen.
Ehemalige Passagiere beschrieben auch Probleme mit den Antriebs-, Navigations- und Kommunikationssystemen des Schiffes, beispielsweise mit von Gamecontrollern adaptierten Bedienelementen und Luken, die sich von innen nicht öffnen lassen. Die meisten Tauchboote sind von internationalen Seesicherheitsorganisationen zertifiziert. OceanGate hingegen erklärte, die Titan sei so fortschrittlich, dass die Zertifizierung zu zeitaufwändig sei.
An Khang (laut Popular Mechanics )
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