Chinesische Gesetzgeber haben eine umfassende Regelung verabschiedet, die die Nutzung mobiler Geräte und Dienste durch Personen unter 18 Jahren einschränken soll. Ziel ist es, „einen Cyberspace zu schaffen, der der körperlichen und geistigen Gesundheit Minderjähriger zugutekommt und ihre legitimen Rechte und Interessen schützt“, heißt es in einem endgültigen Entwurf des Staatsrats, der am 24. Oktober auf einer Regierungswebsite veröffentlicht wurde.
Die Verordnung zum Schutz Minderjähriger im Internet ist die bislang umfassendste Regelung. Sie besteht aus 60 Bestimmungen, die den chinesischen Herstellern intelligenter Geräte und Mobilfunkanbietern, lokalen Regierungen, Bildungseinrichtungen und Eltern verschiedene Pflichten auferlegen.
Gerätehersteller – darunter Xiaomi, Huawei und Oppo – müssen entweder Schutzsoftware für Minderjährige vorinstallieren oder klare Anweisungen zur Installation bereitstellen. Anbieter von Kurzvideo- und Spielediensten – darunter Tencent, ByteDance und NetEase – müssen auf ihren Plattformen ebenfalls einen Jugendschutzmodus bereitstellen.
Dem China Internet Network Information Center zufolge gab es im Jahr 2021 in China mehr als 181 Millionen Internetnutzer unter 18 Jahren. Analysten gehen davon aus, dass die Auswirkungen der drastischen Maßnahmen gegen die Internetnutzung auf die lokalen Big Tech-Unternehmen kurzfristig begrenzt sein werden, sich aber langfristig auf die Nutzerbasis auswirken werden.
„Für die meisten Gaming- und Internetunternehmen sind Minderjährige nicht die Zielgruppe“, sagte Zhang Shule, Analyst bei CBJ. „Jahrelange Vorschriften gegen Internetsucht haben dazu geführt, dass Minderjährige nur einen sehr kleinen Teil der kostenlosen oder kostenpflichtigen Nutzerbasis der führenden chinesischen Gaming-Unternehmen ausmachen.“
Zhang geht nicht davon aus, dass die Umsetzung der neuen Regelung Auswirkungen auf die Einnahmen chinesischer Internetunternehmen haben wird.
Bei Tencent, dem umsatzstärksten Videospielunternehmen der Welt, machten Minderjährige im ersten Quartal dieses Jahres lediglich 0,4 Prozent der gesamten inländischen Spielzeit und 0,7 Prozent des Umsatzes aus.
Die neuen Regeln verhindern jedoch, dass Unternehmen bestimmte Nutzergewohnheiten entwickeln, wenn Kinder erwachsen werden. Dies könnte sich negativ auf die Nutzerzahlen anderer Internetprodukte und -dienste auswirken, sagt Zhang Yi, Gründer und Chefanalyst der Unternehmensberatung iiMedia. Big Tech könnte die Chance verpassen, sein Image bei jüngeren Nutzern aufzubauen.
Eine Studie von Sinolink Securities kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Laut Sinolink machen Minderjährige etwa 20 % der chinesischen Mobile-Gamer und 13 % der Nutzer von Douyin, der chinesischen Version von TikTok, aus. Eine Nutzungsbeschränkung würde Unternehmen künftig schaden.
Pekings jahrelanger Kampf gegen die Internetsucht hat laut SCMP zu verstreuten, sich teilweise überschneidenden Regelungen verschiedener Behörden geführt. So schlug beispielsweise die Cyberspace Administration of China Anfang 2023 eigene Regeln vor, die Gerätehersteller, App-Store-Betreiber und App-Entwickler dazu verpflichten, einen „Minor Mode“ in ihre Produkte zu integrieren.
Das Zeitlimit beträgt 40 Minuten für Nutzer unter 8 Jahren, eine Stunde für Nutzer von 8 bis 16 Jahren und zwei Stunden für Nutzer von 16 bis 18 Jahren pro Tag. Für längere Sendezeiten ist die Erlaubnis der Eltern erforderlich.
Eine Videospielverordnung der staatlichen Verwaltung für Presse und Veröffentlichungen aus dem Jahr 2021 erlaubt Minderjährigen das Spielen von Spielen nur für eine Stunde an Freitagen, Samstagen, Sonntagen und Feiertagen.
(Laut SCMP)
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